Zusammenfassung
Die 1995 begonnene Revision der Ortsplanung der Gemeinde
Messen (SO) führte zum Entschluss als digitale Grundlage ein Geografisches Informationssystem zu verwenden.
Zusammen mit der Diplomarbeit von Thomas Marti (1999) beschreibt die vorliegende Arbeit den Aufbau des digitalen Informationssystems
Messen/Limpachtal, das in Zusammenarbeit mit der Ortsplanungskommission und dem an der Ortsplanung beteiligten Vermessungsbüro
entstanden ist.
Neben der Verwendung von Grundbuchdaten auf Vektorbasis wurden als
wesentliche Neuerung Satellitendaten und Orthofotos einbezogen, wodurch flächendeckende Daten erfasst und verarbeitet
werden konnten. Die Satellitendaten liefern auf Grund ihrer spektralen Eigenschaften eine Fülle von relevanten Informationen,
die sich beispielsweise für die Analyse von landwirtschaftlichen Kulturen oder von Siedlungsstrukturen eignen. Mit
Hilfe von Luftbildern aus den Jahren 1937, 1951 und 1997 konnten die Veränderungen der Kulturlandschaft im Limpachtal
im Verlaufe der vergangenen Jahrzehnte dokumentiert werden. Als weitere Informationsquellen wurden Pläne der im Zeitraum
des Zweiten Weltkriegs ausgeführten Melioration des Tales sowie eine aktuelle Bodenkarte aufgenommen. Das Informationssystem
wurde erweitert durch das Naturinventar der Gemeinde Messen und durch ein auf Grundlage des Inventars der Kantonalen Denkmalpflege
Solothurn erstelltes Ortsbildschutzinventar.
Die Verarbeitung der benötigten Grundlagedaten erstreckte sich
von der Datenbeschaffung bis zum Aufbau des Informationssystems. Neben den bereits in analoger oder digitaler Form vorhandenen
Informationen wurden zahlreiche Daten neu erstellt, wobei insbesondere die Luftbilder von 1997 und die Gebäudefotografien
des Ortsbildschutzinventars zu erwähnen sind.
Für die weitere Verarbeitung mussten die analogen Luftbilder,
Pläne und Inventare digitalisiert werden. Die Verwendung in einem Geografischen Informationssystem erforderte die
Georeferenzierung aller raumbezogenen Daten auf dem Netz der schweizerischen Landeskoordinaten. Als Grundlage wurde
hierzu der digitale Übersichtsplan im Massstab 1:10000 eingesetzt, der eine hohe Genauigkeit der Georeferenzierung
ermöglichte. Dadurch konnte die für den Einsatz in der Ortsplanung erforderliche Genauigkeitsanforderung von
einem Meter erfüllt werden. Aus den Höhenkurven des digitalen Übersichtsplans wurde ein digitales Höhenmodell
erstellt, das für die Orthorektifizierung der Luftbilder benötigt wurde. Die Rasterdaten wurden mit Hilfe der
digitalen Bildverarbeitung für die Darstellung im Informationssystem optimiert.
In einem nächsten Arbeitsschritt wurden die Daten weiterverarbeitet
und die verschiedenen im Informationssystem verwendeten Produkte erzeugt. Die digitalisierten Meliorationspläne und
die Bodenkarte 1:25000 wurden vektorisiert und mit Attributen versehen. Aus den Vektorebenen des digitalen Grundbuchplans
wurden der Bauzonenplan, der Erschliessungsplan und der Übersichtsplan Naturkonzept der Gemeinde Messen als Datenebenen
des Informationssystems erstellt. Aus den Orthofotos entstanden synthetische perspektivische Ansichten und Videosequenzen,
die den Landschafts- und Siedlungswandel dokumentieren. Die Objektblätter der Inventare Natur und Ortsbildschutz
wurden als Microsoft Word-Dokumente abgelegt.
Zur Realisation des Informationssystems Messen/Limpachtal wurde das
Programm ArcView GIS verwendet. Die erstellten Daten wurden in spezifischen Projektdateien thematisch geordnet
und dargestellt. So entstanden Projektdateien zu den Themen Ortsplanung, Ortsbildschutz, Melioration, Landschaftswandel
und Naturschutz. ArcView ermöglicht den kombinierten Einsatz von Raster- und Vektordaten und dient zur Darstellung,
Verarbeitung, Analyse und Ausgabe der Daten des Informationssystems. Auf Grund der offenen Struktur ist es jederzeit möglich
neue oder aktualisierte Daten zu integrieren. Die Verknüpfung von Datensätzen mit externen Daten wie Rasterbildern
und Textdokumenten ermöglicht den Einbezug zusätzlicher Informationen. Das einfach zu bedienende Programm eignet
sich auch auf Grund seiner Fähigkeit, die vorhandenen Daten anderen Geografischen Informationssystemen und Bildverarbeitungsprogrammen
zur Verfügung zu stellen.
Die Datenebenen des Informationssystems können für weitere
Projekte verwendet und durch neue Grundlagedaten ergänzt werden. Die hochpräzisen digitalen Grundbuchdaten bilden
eine zuverlässige Grundlage für künftige Anwendungen wie das Erstellen eines Leitungskatasters oder die
Organisation des Zivilschutzes. Bei Bedarf können weitere Satellitendaten und Luftbilder aufgenommen werden, die
ein rasches Aktualisieren des Informationssystems ermöglichen. Durch den hohen Gehalt an spektralen Informationen
und die verbesserte Auflösung von bis zu einem Meter eignen sich die Aufnahmen moderner Satellitensysteme gut für
den Einsatz in Planungen. Entsprechende Programme erlauben die Visualisierung von Raster- und Vektordaten aus der
Fernerkundung, aus der Raumplanung und aus dem Ingenieurwesen zur Veranschaulichung komplexer Zusammenhänge in Planungen
und Umweltstudien. So können beispielsweise Flüge und Bewegungen durch ein Gelände in Echtzeit simuliert
werden.
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